Fahre Prinz und du bist König
!
Wer kennt
noch den alten Werbespruch aus den 1960er Jahren?
Wer kennt
noch das tolle Fahrzeug, das mit diesem Spruch beworben wurde?
Fahrzeug
und Werbung aus einer Zeit als die Buchstaben NSU noch keine negativen Gedanken
bei den Gutmenschen im Lande auslösten.
Vom NSU Prinz ist
hier die Rede.
Ein restauriertes Fahrzeug aus Kärnten, das
wieder bei Bergrennen (hier in 2010) im Einsatz ist.
Der Prinz
wurde seit den 1950er Jahren in unterschiedlichsten Varianten angeboten.
Berühmtheit, auch durch die bereits damaligen Renneinsätze am Berg, im Slalom
und auf der Rundstrecke, erlangte allerdings erst der NSU Prinz 1000. Dieser
1963 vorgestellte Prinz, war bei NSU das erste Modell mit Vierzylindermotor. Er
hatte einen im Heck querstehenden luftgekühlten OHC-Vierzylinder mit einem Kettenantrieb für die
Nockenwelle. Aus 1000 cm³ Hubraum holte man 43 PS, womit der Wagen 135 km/h
schnell war. Was in der damaligen Zeit durchaus dem Durchschnitt entsprach.
Aufgrund des sportlichen Potentials fragten die Käufer seinerzeit schnell nach
größerer Leistung und NSU hatte ab 1965 den Prinz 1000 TT zusätzlich im
Angebot. Dieser hatte einen 1100 cm³ großen Motor mit 55 PS Leistung und eine
Höchstgeschwindigkeit von 148 km/h. 1967 wurde er zum NSU 1200 TT
weiterentwickelt. Aus 1200 cm³ leistete er nun 65 PS und war 155 km/h schnell.
Von werksunabhängigen Tunern wurden Motoren mit bis zu 1300 cm³ und 130 PS
angeboten, es gab sogar Fahrzeuge mit mechanischer Benzineinspritzung. Die
Bezeichnung „Prinz“ entfiel ab 1967 für die Vierzylindertypen. Speziell für den
Renn- und Rallyesport wurde der 1000 TTS eingeführt. Diese Fahrzeuge holten aus
998 cm³ Hubraum serienmäßig 70 PS, getunt auch über 85 PS. Dies entsprach
seinerzeit der Motorleistung von Fahrzeugen der gehobenen Mittel- und
Oberklasse. Der NSU wog jedoch weniger als 700 kg und war dadurch schneller und
wendiger als teure Oberklassefahrzeuge. Wegen ihrer Wendigkeit sind die TT und
TTS auch noch lange nach Produktionseinstellung bis in die heutige Zeit
erfolgreich bei Slalom-Wettbewerben und Bergrennen. Einen originalen NSU TT
erkennt man zunächst an den Doppelscheinwerfern vorne und den
Heck-Ausstellfenstern. Aufgrund der nur mäßigen Belüftung des Motorraums leidet
der Wagen seit jeher an Überhitzungsproblemen, weshalb es sich eingebürgert hat
und zum Markenzeichen wurde, die Motorhaube etwas aufzustellen. In Fankreisen
wird das Fahrzeug auch oftmals als „Rennsemmel“ bezeichnet. Motor- uns
Auspuffklang bilden bauartbedingt eine Geräuschharmonie, die bis heute nicht so
schnell übertroffen wird, selbst mancher Achtzylinder muss dabei noch heute
zurückstecken. Der NSU Prinz wurde bis ins Jahr 1972 gebaut. Einen wirklichen
Nachfolger unter dem Namen NSU hat es dann nicht mehr gegeben. Da aber die
Marke NSU durch den 1969 vollzogenen Zusammenschluss von NSU und Auto Union,
zur Audi AG gehört, könnte man den Ende der 1970er Jahre gebauten Audi 50, der
ja stark an den VW-Golf I erinnerte, als den Nachfolger des Prinzen im Bereich
der Kleinwagen ansehen. Nachdem dann bei Audi jahrzehntelang nichts
Vergleichbares vom Band lief, wurde erst 2010, durch den Audi A1, das
Kleinwagenkonzept erneut aufgegriffen. Die Bezeichnungen TT und TTS feierten
bereits ab den späten 1990er Jahren mit dem Audi TT / TTS ihre Rückkehr in den
Renn- und Straßenverkehr.
Soweit
die Geschichte des Prinzen in Kurzform. Eigentlich alles Gründe sich so ein
Fahrzeug zuzulegen, um es als historisches Kulturgut zu sichern und zu
erhalten.
Übrigens
NSU ist eigentlich der fünfte Ring bei der Audi AG, der Auto Union!
Bekanntlich
zieren jeden Audi die berühmten vier Ringe. Sie stehen für die Automarken Audi,
DKW, Horch und Wanderer, die sich bereits 1932 zur Auto Union
zusammenschlossen.
Die
NSU-Motorenwerke aus Neckarsulm, gaben erst 1969 ihre Eigenständigkeit auf und
fusionierten mit den Ingolstädtern. So verschwand NSU, die 1873 gegründet
wurden und einmal größter Motorradhersteller der Welt waren, als Markenbezeichnung.
JKS / Januar 2013 - 2022