Die drei MENHIRE bei Benzingerode, Derenburg und Heimburg im Harzvorland
Die weltweit bekanntesten MENHIRE stehen wohl
in der Bretagne. In Carnac findet man dort fast
endlos erscheinende Reihen dieser Steinsetzungen.
Aber auch am Harzrand
- mitten in Deutschland (Sachsen-Anhalt) - findet man einige Exemplare dieser
„Menhire“, die zu den sogenannten Megalithen zu zählen sind. Menhir ist dabei
die bretonische Bezeichnung – und damit sind wir dann doch wieder in Carnac – für Langstein bzw. für eine aufrecht stehende
Steinsäule (das Wort setzt sich aus MEN
= Stein und HIR = lang zusammen).
Ein recht stattliches Exemplar dieser Steine,
ist der ca.
Menhir
1
Ein weiterer Menhir, der sich in unmittelbarer
Nähe und in gerader Linie nur einen knappen Kilometer entfernt befindet, wurde
erst Ende
2004 wieder aufgerichtet, nachdem er wahrscheinlich über hundert Jahre in
Schrägstellung ausharren musste und irgendwann (nach 1950)
auch aufgrund einer starken Neigung mit Holzpfählen gestützt wurde (s. Zeichnung). Es ist der sogenannte
Derenburger Menhir.
Die Schräglage hatte ihre Ursache in einer
unsachgemäßen Versetzung des Steines, die um 1860 vorgenommen wurde. Damals
stand der Stein einige Meter östlicher - mitten in einem Feld - wo er die
damaligen Eigentümer störte. Damals wurden Feld und Flur neu vermessen und
zugeordnet. Ein altes Foto aus den 1930er Jahren, das ich mal gesehen habe,
zeigt den Stein bereits in starker Schräglage, aber noch ohne Stützen.
Erst Ende 2004 nach Abschluss sämtlicher Arbeiten am Neubau der Bundesstraße 6 (Bagger, Krane und schweres Gerät waren
ja aufgrund der Bauarbeiten noch vor Ort) wurde der zweite
Menhir wieder - wie es sich für einen solchen Stein gehört - aufrecht
hingestellt. Somit ist auch er wieder ein stattlicher Vertreter seiner Art. Er
misst in der sichtbaren Höhe ca.
Menhir 2 in „gebückter“ Haltung .......
....... und in wieder hergestellter
Größe.
Der Dritte dieser dort vorhandenen Menhire
galt seit Jahrzehnten als verschollen oder gar vernichtet. Ebenfalls im Zuge
der Bauarbeiten zur neuen B6 hat man ihn aber im Erdreich wiederentdeckt,
fachgerecht geborgen und auch entsprechend wieder aufgestellt. Ob es sich dabei
aber tatsächlich um seinen ursprünglichen Standort handelt ist umstritten. Er
befindet sich ebenso in Sichtweite auf den Feldern und wird auch der Heimburger
Stein genannt. Auch dieser Stein hat ein ähnlich stattliches Aussehen, wie
seine beiden Brüder. Er dürfte in der Höhe etwa
Alle drei Steine - der Menhir von Benzingerode, der Heimburger und der Derenburger
Menhir - sind aus Senon-Quarzit, einer Gesteinsart,
die auch direkt im Harzgebiet vorkommt.
Nimmt man den ersten Stein einmal als
Beobachtungsstandort und man visiert von dort den zweiten Stein – links der B6n
– an, so blickt
man hinter dem Stein auf das Gipfelplateau vom Regenstein (s. auch www.terraner.de/Regenstein/Regenstein.htm
) bei Blankenburg.
Visiert man den dritten – den Heimburger
Stein, rechts der B6n – an so steht in direkter Blickrichtung
dahinter die Heimburg, bzw. das was von ihr
heute noch übrig ist.
Zufall? Oder vor über 5000 Jahren so geplant?
Vielleicht gab es auf dem Regenstein dort in
alter Zeit einen entsprechenden Kultplatz und die Menhire bildeten einst die
Wegweiser.
Der freistehende Hügel, der ehemaligen Heimburg
bietet sich dabei als Vorplatz / Sammelplatz für die eigentlichen
Kulthandlungen auf
dem Regenstein an.
Noch heute findet man auf dem
Heimburg-Hügel einen Kreis aus sehr alten Linden, der diese Theorie zusätzlich
unterstützt.
Ein Beweis für die Kultplatztheorie findet sich
möglicherweise auch bei der Betrachtung der Ortswappen von Heimburg,
Benzingerode, Derenburg und Blankenburg und des
Wappens der Regensteiner Grafen. Alle diese Wappen
zeigen u. a. mindestens ein Hirschgeweihteil, dass unter Umständen auf den
bekannten, steinzeitlichen Hirschkult schließen lässt und somit einen Hinweis
auf den paganen Naturgott Cernunnos
liefert.
Die Heimburg diente
nachweislich ab dem 10. Jahrhundert als Befestigungsanlage und wurde noch im
späten Mittelalter zur Sicherung der Handelswege nach Norden und Süden genutzt.
Der Zerfall setzte dann ab Mitte des 17. Jahrhundert ein.
Im Zusammenhang mit dem Neubau der Bundesstraße
6, der im Bereich Benzingerode / Heimburg
in 2004 abgeschlossen wurde, sind vorher in unmittelbarer Nähe zu den Menhiren
umfangreiche Grabungen durchgeführt worden. Glücklicherweise sind die alten
Denkmäler, die unsere Vorfahren sicherlich mit sehr viel Mühe und mit
Sicherheit nicht völlig grundlos an diese Stelle gesetzt haben, an ihren
Standorten trotz Straßenneubau erhalten geblieben. Bei den Bauarbeiten zur B6
wurden in diesem Gebiet neben umfangreichen sehr alten Siedlungsresten und einem
Langhausfundament aus der Bronzezeit auch eine frühmittelalterliche, schlackegepflasterte Straße und eine sogenannte
„Totenhütte“ (s.
unten) entdeckt. Außerdem konnte der steinzeitliche
Verlauf des aus dem Harz kommenden Hellbaches rekonstruiert werden, der heute
einige Meter weiter südlich, direkt beim dritten Menhir, verläuft. Die Menhire
zwischen Benzingerode und Heimburg
stehen meines Erachtens auch in unmittelbaren Zusammenhang mit dieser
prähistorischen Siedlung und mit der Totenhütte. Die ältesten Keramikfundstücke
wurden nach den üblichen Methoden auf ca. 5.570 v. N. datiert. Somit dürfte es
sich um eines der ältesten Dörfer im Harzvorland handeln und die Menhire sind
wahrscheinlich älter als bisher angenommen wurde.
Auf einem Parkplatz der B6, in unmittelbarer
Nachbarschaft zu unseren Menhiren, wird teilweise auf diese archäologischen
Ausgrabungen hingewiesen und es wurde das Langhaus im Ansatz nachgestellt.
Aufgrund von Zäunen (teilweise
in Doppelreihen) sind die Menhire allerdings nicht vom
Parkplatz aus zu erreichen.
Sagenhaftes zu diesen Steinen:
Eine Sage zu den Steinen erzählt, dass dort
einst Riesen um die Gunst eines Bauernmädchens buhlten und einen Wettkampf
durch Weitwurf von Felssteinen austrugen. Da sie aber später feststellten, dass
ihre Steine unterschiedlich groß waren, blieb der Wettbewerb ohne Sieger und
die Hünen gingen im Zorn auseinander. Wenig später
sollen sie die Gegend um Benzingerode und Heimburg dann für immer verlassen haben.
Die Hütte der Toten –
Archäologische Grabungen am Neubau der B6:
Bei
Benzingerode haben die Archäologen des Landes
Sachsen-Anhalt im November 2001 einen sensationellen Fund gemacht. Es wurde
dort eine ca. 5000 Jahre alte, sogenannte „Totenhütte“ aus der späten
Jungsteinzeit entdeckt. Über die Jahrhunderte hinweg soll sie unberührt und
erstaunlich gut erhalten geblieben sein. In dem etwa 9 mal
Die
Entdeckung der Totenhütte ist eher zufällig erfolgt. Im März 2001 wurden bei Benzingerode - im Verlauf der neuen Bundesstraße 6 –
archäologische Grabungen durchgeführt. Dabei wurden mehr als
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JKS / 2003, 10.2005
und 06.2007
Seitdem diese Seite erstellt wurde sind
inzwischen über 11 Jahre vergangen. Es wurde Zeit dort Mal wieder einen Besuch
zu machen und aktuelle Fotos hier abzubilden.
Noch dazu wo ein weiterer Stein dort im Feld gefunden wurde und nun auf
Erklärungen wartet.
Hier zunächst ein aktuelles Foto des Menhirs
bei Bezingerode, dessen Umgebung sich nicht verändert
hat:
In der Umgebung des Derenburger
Menhirs hat sich die Vegetation etwas hinter ihm (Richtung Brücke) verändert
und es wurde dort ein Hinweisschild zu den drei Menhiren aufgestellt.
Dahingegen hat sich die Umgebung des Heimburger
Menhirs total verändert. Die Umzäunung von damals ist völlig entfernt worden
und er steht nun relativ unscheinbar, fast getarnt, vor einem üppigen Busch-
und Baumgehölz.
Die Bundesstraße 6, die nur wenige Meter hinter
dem Gebüsch entlangführt, ist jetzt nur noch zu hören, wenn dort Fahrzeuge
vorbeifahren.
Soweit die drei bekannten Menhire, die auch
historisch und in Sagen (s. auch oben) belegt sind.
Während der Feldarbeiten im Sommer 2018 ist man
nun auf einen weiteren Stein gestoßen. Man hat ihn im Feld neben dem Heimburger
Menhir gefunden und am Rande des Feldweges, kurz vor der Bundesstraße 6,
abgelegt. Er ähnelt in Aussehen und Art den schon bekannten Steinen, ist aber
in der Höhe wesentlich kleiner. Sein Durchmesser beträgt nur ca. 2 Meter. Es
könnte sich auch um ein Bruchstück eines viel größeren Steines handeln.
So
kann man nur spekulieren, ob die drei Menhire vor 5000 Jahren vielleicht Teil
eines großen Steinkreises waren und nur die drei bekannten übriggeblieben sind.
Oder jetzt eben vier bekannte Steine. Sobald näheres zum „Vierten Menhir“
bekannt wird, wird man es auch hier auf dieser Netzseite finden. Jedenfalls
scheint eines sicher zu sein, die Gegend zwischen Heimburg,
Derenburg und Benzingerode hat noch einige
Überraschungen für uns parat. Dies auch vor dem Hintergrund, dass man ganz in
Nähe, im Wald bei Osterholz, links der B81 von Heimburg
nach Langenstein, tatsächlich Reste eines Steinkreises gefunden hat
(Informationen dazu unter: https://kult-ur-ort-harz.jimdo.com/steinkreise/osterholz/). Warum soll dann bei Heimburg / Bezingerode nicht ein
weiterer Kreis gewesen sein? Auch die relativ geringe Höhe des vierten Steines
deutet ja in diese Richtung, da die meisten Steinkreise häufig nur aus
kleineren Steinen, neben ein, zwei Großen bestehen.
Wegbeschreibung zu den Steinen:
Fährt man die neue Bundesstraße 6 von Heimburg in Richtung Wernigerode kann man zunächst den von
mir hier als zweiten Menhir bezeichneten Stein, relativ nahe der Straße und
kurz vor einer Feldwegüberführung, entdecken. Der Große (Menhir 1) ist nur
wenig später weiter hinten frei auf dem Feld stehend zu sehen. Da Benzingerode keinen eigenen Zugang zur neuen B6 hat, muss
man zunächst bis Wernigerode und von dort ca.
Von hier aus ist dann auch der zweite Menhir
erreichbar. Er befindet in unmittelbarer Nähe der gut zu erkennenden
Auffahrrampe zur Feldwegbrücke über die B6. Über den gut befestigten Feldweg
kann man so auch den zweiten Menhir erreichen. Überquert man dann die B6n und
hält sich am gegenüberliegenden Ende der Feldwegbrücke zunächst links, findet
man auch den dritten Stein. Hier nimmt man den unbefestigten Feldweg, da der
weiterlaufende befestigte Weg entlang eines Baches (Hellbach)
verläuft und man von dort keine Möglichkeit mehr hat den Bachgraben zu
überqueren. Nach etwa 50 Metern erreicht man den dritten Menhir. Er befindet
sich rechts vom Weg.
Den gleichen Weg geht man zurück bis zur
Brückengabelung, geht man dann den befestigten Feldweg nach links, also nicht
wieder zurück über die Brücke, erreicht man nach kurzer Zeit die Landstraße 85
zwischen Heimburg und Bezingerode.
Zum vierten Stein kommt man derzeit über den
schon erwähnten befestigten Feldweg, der rechts entlang des Hellbaches und
rechts am dritten Menhir vorbeiführt. Der Vierte liegt dann ca. 50 Meter
östlich des Menhirs von Heimburg (der von dort zwar sichtbar aber nicht erreichbar ist)
und knapp östlich des Hellbaches, wo er die Autobahn unterquert, und zwar
südlich der Autobahn und nördlich des Feldweges in dessen Kurve. Im Augenblick
ist er dort nicht zu übersehen und dürfte mit dieser Beschreibung gut zu finden
sein.
Und immer auf dem Feldwegen bleiben, solange
die Felder nicht abgeerntet sind!
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JKS / 08.2018
Weitere, interessante Kraftorte im Harz findet man auch
hier: http://www.wassermannzeitalter.de/Kraftorte-im-Harz.html
sowie unter https://kult-ur-ort-harz.jimdo.com/
Wer selbst eine Harzreise vorhat und dann auch die drei
Menhire bewundern will, der wohnt vielleicht hier mitten im Wald: https://www.hotel-hufhaus.de/
JKS / 2003 –
08.2018