Menhire
und Schalensteine in der Zentralschweiz
Nahezu
überall findet man im Bereich der Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden Menhire,
Schalensteine und andere Megalithen. Angesichts der dortigen Naturschönheit
fällt es dem Betrachter heute leicht sich vorzustellen, das Kelten und Germanen
in der Natur Gottheiten erkannt haben, die verehrt werden mussten. Zur
Kennzeichnung der heiligen Plätze wurden vorhandene Steine, Findlinge als
Überbleibsel aus der Eiszeit, entsprechend bearbeitet.
Luzern / Gletschergarten
Einen
ziemlich bekannten Schalenstein findet man mitten in Luzern. Neben alten
Häusern und Bauwerken aus dem Mittelalter befindet er sich dort im
„Gletschergarten“.
Dieser
Findling wird als Schalenstein gedeutet, da auf seiner Oberfläche fünf nicht
natürlich entstandene Vertiefungen vorhanden sind. Diese Schälchen sind etwa
einen Zentimeter tief und haben einen Durchmesser von jeweils ungefähr 3 cm.
Der Stein wurde seinerzeit bei den Ausgrabungsarbeiten zunächst gesprengt und
später, als man seine Bedeutung erkannte, wieder zusammengestellt. Eine
Besonderheit stellt die Ausrichtung der Schälchen dar. So weisen gedachte
Verbindungslinien zwischen den Schalen auf eine Ausrichtung der vier
Himmelrichtungen hin und es bietet sich außerdem eine Richtungsweisung zu
Sonnenauf- und Sonnenuntergang an den Sonnenwendtagen 21.6. und 21.12., sowie
den Tag- und Nachtgleichen am 21.3. und 21.9. (s. Zeichnung).
In unmittelbarer Nähe finden sich auch
vorbildliche Menhire und
andere interessante Steine, die dort ebenfalls ausgegraben wurden.
Neben
seinem Wohnhaus wollte Josef Wilhelm Amrein-Troller im Jahre 1872 unter dem
vorhandenen
Wiesenland
einen Weinkeller ausheben und entdeckte dieses bedeutende Naturdenkmal, den
„Gletschergarten“.
Die Ausgrabungen dauerten damals bis 1876.
So wurde dort auch der größte jemals
entdeckte Gletschertopf (9,5 m tief und 8 m breit) ausgegraben.
Er passt doch genau zu den
Fruchtbarkeitskulten der Ahnen. -
Ein
riesiger Schoß von Mutter Erde.
Die
eindrucksvollen Gletschertöpfe entstanden am Grund des Gletschers durch die
Gewalt des Schmelzwassers. Es floss zunächst auf der Eisoberfläche und drang
durch Spalten ins Innere
des
Gletschers. Am Grund des Gletschers stand das Wasser unter hohem Druck, immer
schneller
fließende
Wasserströme bildeten Wirbel, die bei Geschwindigkeiten von bis zu 200 km/h
Sand,
Kies
und sogar größere Steine ins trudeln brachten, die wiederum dann durch ständige
Bewegung
die
Gletschertöpfe ausstrudelten.
JKS / 08.2007
Kaltbad
Rigi
Berge können auch weiblich sein -
zumindest in der Schweiz. So auch die Rigi bei Weggis und Vitznau.
Der älteste bekannte Beleg für den Namen
ist aus dem Jahr 1368 und lautet: in pede montis riginam („am Fuße des Berges
Rigina“). Etwas später, 1384, ist von Riginen die Rede. Ab 1518 ist die
Bezeichnung klar feminin. Mit Riginen benennt man geologische Schichtungen, die
an der Rigi-Nordseite deutlich sichtbar sind. Rigi ist also eine Ellipse, eine
Verkürzung von Riginen.
Das grammatikalische Geschlecht ist
dennoch schwankend. Der Name der Ortschaft Küssnacht am Rigi am Fuß des Berges
belegt, dass auch die maskuline Form seit langem in Gebrauch ist.
Rigi, die „Königin der Berge“ - wie
diese Erhebung oftmals auch einfach nur genannt wird, oberhalb des
Vierwaldstätter Sees, erhebt sie sich bis zu einer Höhe von fast 1800 Metern.
Es handelt sich um ein Bergmassiv zwischen dem Vierwaldstätter See, dem
Zugersee und dem Lauerzersee in der Zentralschweiz. Die Rigi liegt in den
Kantonen Luzern im Westen und Schwyz im Osten. Höchster Gipfel ist mit einer
Höhe von 1797 m über Null die Rigi-Kulm. Die nächsthöheren Gipfel sind die
Rigi-Hochflue (Hochfluh), der Dossen, der Rotstock sowie die sich nach Südosten
anschließende Rigi-Scheidegg.
Geologisch gehört die Rigi, abgesehen
von der Kalksteinzinne der Hochflue, nicht mehr zu den Alpen, sondern zur
subalpinen Molasse und damit zum Schweizer Mittelland. Das aus verschiedenen
Materialien zusammengepresste, nicht sehr feste Gestein wird auch als Nagelfluh
bezeichnet.
Den Ausflugspunkt Rigi Kaltbad, der hier näher betrachtet wird, liegt
1450 Meter hoch an der Südseite der Rigi. Das dortige Bergdorf mit gut 100
Einwohnern ist ab Vitznau mit der ersten Zahnradbahn Europas oder ab Weggis per
Luftseilbahn erreichbar. Bereits im 18. Jahrhundert war die Rigi dank der
einzigartigen Lage am Vierwaldstätter See als Ausflugs- und Ferienparadies
bekannt. Dem Besucher bietet sich ein wundervolles Panorama über den
Vierwaldstätter See und die nahen Alpen. Aus dem kalten Bad hatte sich
seinerzeit schnell ein ganz besonderer Badebetrieb und damit natürlich auch das
Gastgewerbe entwickelt; das erste Gasthaus auf der Rigi wurde 1756 von der
Luzerner Regierung bewilligt. Bis zum Bau der Bergbahnen in den 1870er Jahren
blieb der Aufstieg von Weggis auf die Rigi einer der wichtigsten und rege
benutzten Wege.
Die
alte Kultstätte, die heute als Rigi Kaltbad bezeichnet wird und die dort in
einem regelrechten Felsenkessel mit nur einem Zugang liegt, erreicht man nur
durch ein gewaltiges Felsentor aus Nagelfluhblöcken. Dahinter befindet sich die
kalte Quelle und eine 1556 erbaute, sogenannte Felsenkapelle. Diese Kapelle,
einst ein beliebter Wallfahrtsort, wird heute noch gelegentlich für Hochzeiten
genutzt.
Schon im Jahr 1540 wurde ein gewisser
Bartholomäus Joler aus Weggis vom „Kalten Bad“" geheilt und die Quelle
wurde für ihre Heilwirkung bei „Rückenschmerzen und allerlei Fieber“ bekannt.
Das Heilbaden geschah ursprünglich auf die folgende bemerkenswerte Weise - und
war eigentlich nur robusten, abgehärteten Menschen zu empfehlen: Das kalte
Heilwasser aus dem „Drei-Schwestern-Brunnen“ wurde in einen Holztrog geleitet,
in den man mitsamt den Kleidern dreimal kurz eintauchte. Anschließend erwärmte
man sich wieder durch einem Lauf rund um die Kapelle herum. Erst ab 1834 wurden
dann Wasseranwendungen nach neuzeitlicheren Auffassungen vorgenommen.
Die
Gegend am Südabhang der Rigi war aber schon in der Altsteinzeit (vor ca. 50 -
100.000 Jahren) besiedelt - davon zeugen Ausgrabungen. Sie ist somit die
älteste bekannte Niederlassung des Menschen im Gebiete der Zentralschweiz. Man
muss also davon ausgehen, dass die Kalte Quelle auch in dieser Zeit bekannt war
und als Quellheiligtum Verehrung fand.
Auch auf der Rigi kann man die Gedanken der
Kelten und Germanen nachvollziehen, die auch hier die Natur verehrten.
Allein die Aussicht auf den Vierwaldstätter
See ist schon überwältigend.
Die
Sage vom Rigi-Kaltbad
Drei Schwestern wohnten zusammen
einsam auf dem Rigi, nahe beim Kaltbad. Sie hatten sich dahin zurückgezogen,
als die Gegend von Arth durch wilde Krieger bedrängt wurde. Die Schwestern
waren als sehr hilfreich bekannt. Wenn kein Arzt in der Nähe war, sprangen sie
immer ein, um erste Hilfe zu bringen. Einst wurden sie auch zu einer Frau
gerufen, die ihrem Knaben nacheilend, in ein Tobel gestürzt war. Nach wenigen
Tagen soll die Schwerverletzte wieder wohlauf gewesen sein. Der Unglückstobel
wurde nach diesem Vorfall durch ein Seil abgesichert und wird noch heute
Schnurtobel genannt. Als die drei Schwestern starben, sollen auf ihrem Grab
drei helle Lichter geleuchtet haben. Man erbaute deshalb an dieser Stelle eine
kleine Kapelle, neben der bald eine Quelle, Schwesternborn genannt, aus dem
Boden sprudelte.
(Ein Tobel ist ein tiefer,
schluchtartiger Einschnitt in einem Steilhang oder ein tiefer
Ufereinschnitt eines Gebirgsbaches. Er
ist durch groben Gesteinsschutt oder Steinblöcke geprägt und entstand oft durch
kurzzeitige, aber heftige Erosion entlang eines Wildbachs. Manche Tobel gehen
auch auf plötzliche Schmelzwasserbäche aus eiszeitlichen Gletschern zurück. Der
Schnurtobel ist ein 23 m tiefer Einschnitt am Rigi und wird von der Zahnradbahn
(Vitznau-Rigi) überbrückt.)
JKS / 08.2007
Menhir und Opferstein am Ägerisee
Von
nahezu jedem Passanten unbeachtet steht in Unterägeri am Nordwestufer des
Ägerisees ein mittelgroßer Menhir. Er ist nur ca. 40 m vom Seeufer auf einer
Wiese zwischen Bäumen, aber dennoch freistehend, zu finden. Er hat eine Höhe
von ca. 1,65 Meter, misst in der Breite etwa 0,65 m und ist ungefähr 25 cm tief
(Breite an der Schmalseite).
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Stein Dr. Josef
Hürlimann gewidmet, der seinerzeit viel für die Erschließung des Gebietes als
Kur- und Erholungsregion getan hatte. Zum Menhir gehört auch ein Opferstein,
der in Sichtweite direkt am Seeufer zu finden ist. Dieser hat in etwa die
Ausmaße 3,00 m x 1,80 m.
Blick
vom Menhir zum See – unter der Weide ist der Opferstein erkennbar.
GPS-Daten unmittelbar am Menhir: N 47° 08.305` / O 08° 35.428` / Höhe 715 m ü NN.
JKS /
08.2007
Schillerstein und Rütliwiese
Der
berühmte Eid der „Schweizer Eidgenossen“, also die Gründung der Schweiz, wurde
im Jahr 1291 auf der Rütliwiese vollzogen. Nur 50 Höhenmeter über dem
Vierwaldstätter See hat man von hier nicht nur einen wunderbaren Blick über den
See, man spürt auch irgendwie den historischen Boden. Auch hier wir ddem
Betrachter schnell klar, dass dies für keltische und germanische Stämme ein
besonderer, ein heiliger Ort gewesen sein muss.
Nicht
nur anhand der zum Teil als Sitzbanken zusammengefügten, uralten Steine auch
anhand von Opfersteinen lassen
sich die Kulthandlungen der alten Völker erahnen.
Diese
Gedanken und Ahnungen verstärken sich noch bei Betrachtung des Felsens am
Dreiländerbrunnen. Der Dreiländerbrunnen trägt seinen Namen aufgrund der drei
Wasseraustritte, wobei jeder Wasserlauf für eines der drei Urkantone des Jahres
1291 steht – Uri, Schwyz und Unterwalden.
Wobei
der Quellfelsen damals bereits einige Tausend Jahre länger bekannt war und als
Quellheiligtum vermutlich bereits in der Steinzeit verehrt wurde.
Unweit
der Rütliwiese findet man im Vierwaldstätter See, einen riesigen Menhir, der heute als Schillerstein bezeichnet wird.
Der
Stein ist nur von der Seeseite sichtbar, da er unmittelbar vor der Steilküste steht
und somit nicht vom Land her erreichbar ist.
Der
Menhir, ist ein knapp 30 Meter hoher, markanter Felsblock, der am Eingang
zum Urnersee, dem südlichsten Becken des Vierwaldstättersees, aus dem Wasser
ragt. Er liegt gegenüber dem Ort Brunnen zwischen der Treib und dem Rütli. Vor
Ort ist er auch unter
dem Namen Mythenstein bekannt. Bereits das Weisse Buch von Sarnen von
1470/1472 erwähnte einen Fels als Wegweiser zum nahen Rütli. Der natürliche
Felssporn hatte ursprünglich eine Höhe von rund 40 Metern. 1838 wurde er durch
Sprengung um ein Drittel gekürzt, als herabfallende Steine die vorbeifahrenden
Dampfschiffe gefährdeten.
1859 beschlossen die Urkantone zu Ehren des 100. Geburtstags von
Friedrich Schiller, dem Autor des Dramas „Wilhelm Tell“, den obeliskförmigen
Menhir in ein Schillerdenkmal umzuwandeln. In goldener Schrift steht seit dem
auf dem heute meist nur noch als Schillerstein bezeichneten Menhir: Dem
Sänger Tells, F. Schiller, Die Urkantone 1859.
Diente
der Stein einst als Wegweiser (Fersenstein) zu dem Quell- und Wasserheiligtum
an der Rütliwiese?
Wurde
er künstlich geschaffen oder entstand er tatsächlich nur durch eine Laune der
Natur?
JKS / 08.2007
Opferstein in Engelberg
Etwas
versteckt unter Ahornbäumen in unmittelbare Nähe zur Klostermauer findet man im
Klostergarten von Engelberg einen mutmaßlichen Opferstein.
Das Kloster wurde im Jahre 1120 gegründet. Es wurde nach der Regel
des Mönchspatriarchen St. Benedikt erbaut und danach - bis heute - von
Benediktinermönchen bewohnt. Auf die Gründung des Klosters geht auch der Name
Engelberg zurück, weil nach einer Sage dem Erbauer von der Höhe des Berges
Hahnen Engelsstimmen verkündet haben sollen, hier die Gott geweihte Stätte zu
gründen. Der Engel hat dann auch im Wappen des Ortes seines Platz bekommen..
GPS-Daten
(außerhalb
/ vor der Klostermauer, da GPS
direkt am Stein aus ungeklärten Gründen nicht zur Verfügung stand):
N 46° 49.300` / O 08° 24.547` / Höhe 1023 m ü NN.
Die Wappen von Engelberg.
Man
findet in Engelberg aber auch ein modernes,
dolmenartiges
Kunstwerk, das an die Bauwerke
der Steinzeit erinnert. Der „Dolmen“ steht in unmittelbarer
Nähe
des Bahnhofs auf einem parkähnlich gestalteten Platz.
JKS
/ 08.2007