Kultplätze im
Elbsandsteingebirge
Kaum dokumentiert,
fast unbekannt, von den meisten Besuchern ignoriert und doch deutlich sichtbar,
wenn man sich bewusst seine Umgebung ansieht, gibt es auch in der sächsischen
Schweiz - im Elbsandsteingebirge - einige Kultplätze aus der germanisch /
keltischen Zeit.
Wenn für heutige Besucher diese Landschaft - egal ob bei
Sonne oder Nebel - mit ihren Felsnadeln und Tafelbergen schon beeindruckend
wirkt, dann müssen die Kelten durch ihre Naturverbundenheit davon nahezu fasziniert
gewesen sein. Was lag also näher, als auf den sich majestätisch erhebenden
Tafelbergen Kultplätze zu errichten, um den Göttern damit näher zu sein und um
für die Götter sichtbare Zeichen zu setzen.
Der Lilienstein (415
m hoch – s. Bild links) ist der markanteste Tafelberg der Sächsischen
Schweiz. Er liegt als einziger Tafelberg rechts der Elbe. Hier belegen
keramische Funde, dass er bereits in vorgeschichtlicher Zeit aufgesucht wurde
und somit tatsächlich auch als Kultplatz diente.
Man
findet auf dem Lilienstein und auf dem Pfaffenstein (428 m hoch – s. Bild unten)
sehr deutlich
ausgeprägte, im Ausmaß riesige, Schalensteine, die in den natürlich
vorhandenen Fels geschliffen wurden
(Fotos
1 bis 4 auf dem Lilienstein und Fotos 5 bis 8 auf dem Pfaffenstein).
1 2 3
4 5 6
7 8
Auf beiden Tafelbergen wurde außerdem jeweils ein „Zeremonienweg“
(s.
Foto links - am Pfaffenstein) aus
bearbeiteten Felssteinen angelegt. Die
Pflasterwege sind auf beiden Bergen zum Teil noch heute recht gut erhalten.
Wer beispielsweise den Harzer Wurmberg mit Hexentreppe und
Kultplateau kennt, erkennt die Bauweise hier sofort wieder.
Am westlichen
Felssockel des Pfaffensteines befindet sich ein halbkreisförmiger Wall, der zu
einer nachgewiesenen, bronzezeitlichen Siedlung gehörte. Auf dem Plateau, am
Weg zur bekannten Barbarine, sind außerdem Steinsetzungen vorhanden, die
ebenfalls aus keltischer Zeit stammen müssen.
Eine besondere Rolle im Zusammenhang mit Kulthandlungen und Götterverehrung
hatte sicherlich auch
die südlich vom Hauptfelsmassiv, am Rande vom Pfaffenstein
stehende Barbarine. Sie wird
auch als „Jungfernstein“ bezeichnet. Die Felsnadel ist fast 43 m hoch und wirkt ein wenig wie eine
Statue der Osterinsel – somit also auch für den modernen Menschen noch recht
beindruckend.
Der heutige Name
Barbarine deutet auf Borbeth, einem der drei Namen für die große Göttin der
Kelten, hin. Aus Borbeth wurde nach der Christianisierung bekanntlich Barbara
und hier vor Ort im Elbsandsteingebirge, im Zusammenhang mit vermuteten
Kulthandlungen vorchristlicher Zeiten, wurde daraus Barbarine.
Auf allen Tafelbergen sieht man deutliche Stufenausarbeitungen in den
Felsen.
Sogar bei den berühmten Bastei-Felsen ist eine
uralte Treppe sichtbar (Foto links), die von
nahezu
allen Besuchern übersehen wird oder unbeachtet bleibt.
Hier die uralten Stufen auf einem
der Türme des
Pfaffenstein – Plateaus.
Hier zwei weitere Hinweise auf die Bearbeitung der Felsen für
Kulthandlungen:
Es gibt zwei Sagen, aus
dieser Gegend:
So soll einst eine Frau aus Pfaffendorf ihre Tochter Barbara am Sonntag zur Kirche geschickt haben. Tochter Barbara ging aber nicht zum Gottesdienst, sondern zum Pfaffenstein um dort die süßen Heidelbeeren zu naschen. Das entdeckte die Mutter und rief voller Zorn: „Werde zu Stein, du Ungehorsame“. Seit dem steht dort die versteinerte Jungfrau - die „Barbarine“.
Vor langer Zeit soll der Lilienstein bewohnt
gewesen sein. Der Sage nach sollen Menschen, die aus Neugierde in der Nacht den
Felsen erklommen haben, plötzlich vor sich eine Tür gesehen haben, aber diese
aus Furcht nicht öffneten. Sie merkten sie sich aber die Stelle im Felsen recht
genau und kehrten am Tage zurück. Nun aber konnten sie weder die Stelle noch
die Tür wiederfinden. Abermals kehrten Sie deshalb in der folgenden Nacht auf
den Felsen zurück und traten durch die dann wieder vorhandene Tür. In einem
Kellergewölbe soll sich eine ganze Braupfanne voller Dukaten befunden haben, an
der sie sich reichlich bedienten, da weit und breit niemand zu sehen war.
Einige Menschen, die den Ort ebenfalls entdeckt hatten und den kompletten
Schatz zur Nachtzeit heben wollten, sollen von gespenstischen Wächtern vom
Felsen geworfen worden sein. Sie wurden am anderen Morgen am Fuß des Berges
aufgefunden. Seltsamerweise war ihnen aber nichts geschehen und sie konnten
ihre Geschichte erzählen.
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JKS / 10.2004