Wer glaubt, dass die kanarische Insel La Palma keine Spuren der vorchristlichen Vergangenheit bewahrt hat, irrt gewaltig. Man findet hier außer den obligatorischen Wohnhöhlen der Ureinwohner auch diverse Felszeichnungen (auch Petroglyphen genannt und im Alter auf bis zu 4000 Jahre datiert) und Wasser-Quellen, die bei den Ureinwohnern als heilig galten. Eine glaubhafte Deutung der Petroglyphen ist bis heute nicht erfolgt.
Wohnhöhle in Belmaco Felsritzzeichnung in Belmaco Felsritzzeichnung in La Zarza
Außerdem ist zu beobachten, dass moderne Künstler der Insel die alten Glaubensvorstellungen bewahren wollen und ihre Kunstwerke auf die alten Themen ausrichten. So gibt es neben Darstellungen alter Gottheiten - entsprechend modern interpretiert - auch Dolmen und Menhir-Reihen, die in Erinnerung an die Ureinwohner errichtet wurden. Oftmals genau an den Orten, die den Ureinwohnern vor einigen Jahrtausenden tatsächlich als Kultplätze dienten. Dies wird auch mit der Namensgebung, der auf der Insel geborenen Kinder, zusätzlich bestätigt. So werden oftmals heute wieder Namen, die aus der Ureinwohnerzeit überliefert sind, verwendet (so z.B.: Jonai, Tinguaro, Bencomo, Tergüet, Iruya, Tanausu, Guayarmina, Dacilm, Ayose, Afur, Gara und noch viele andere).
ein
Aussichtspunkt nördl. v. Santa Cruz auf einem
Platz in Los Llanos
Nur
irgendein modernes Kunstwerk – oder die moderne Darstellung alter Gottheiten ?
Menhir-Gruppe
an einem Aussichtspunkt im Norden alter
Menhir bei Los Tilos einzelner Menhir nahe dem
Gipfel
des Vulkan San Antonio
Dolmen-Nachbildung
nahe dem Gipfel des Menhir-Reihe
in Nord-Süd-Richtung Menhir-Reihe
in Ost-West-Richtung
Vulkan San Antonio nahe
dem Gipfel des Vulkan San Antonio nahe
dem Gipfel des Vulkan San Antonio
Das Gebiet, in dem die Vulkane San Antonio und Teneguia im
Süden der Insel liegen, hat heute den Namen Fuencaliente, was heiße oder warme
Quelle bedeutet. Als im Jahre 1677 der Vulkan San Antonio bisher letzmalig
ausgebrochen war, wurde am Fuße des Vulkanberges San Antonio eine einmalige
Thermalquelle mit heilenden Eigenschaften verschüttet. Im Volksmund wurde diese
Quelle auch als heilige Quelle bezeichnet. Die Suche nach der durch Lavamassen
begrabenen Quelle wurde über die Jahrhunderte hinweg nie vollständig aufgegeben
und so konnte man im Jahre 1996 durch moderne Sondierungen das wertvolle
Thermalwasser tatsächlich auch registrieren. Seit 1999 wird nunmehr ein Stollen
zur Quelle gegraben und man hofft, dass man in den nächsten Jahren wieder das
heilende Thermalwasser in Form einer sprudelnden Quelle den Besuchern
präsentieren kann. Mit Sicherheit dürfte diese Quelle auch bereits den
Ureinwohnern heilig gewesen sein, somit wird hier eine uralte Kultstätte für
die Menschen unserer Zeit wieder restauriert.
Aber es gibt noch eine weitere Quelle mit Kultplatzcharakter
auf der Insel La Palma. Sie wird La Zarza – die Brombeerbuschquelle genannt.
Wenn sie auch keine Thermalquelle ist und die sie umgebenden Dornenbüsche der
Brombeere heute zum großen Teil anderen, aber ebenso undurchdringbaren Pflanzen
unterschiedlichster Art gewichen sind, so ist sie doch sehr idyllisch und ruhig
gelegen, sprudelt noch immer ein wenig und spiegelt noch einen Hauch von dem
einstigen Wasser- und Erdkult der Ureinwohner, den diese hier praktiziert
haben, wieder. Dieser Eindruck verstärkt sich noch wenn man den Opferstein /
Altar am Eingang zur Quellwiese betrachtet und feststellt, dass einige Besucher
auch heute noch Opfer / Geschenke in Form von Blumen ablegen.
Die folgenden Bilder können den fast schon zauberhaften Ort
leider nur ansatzweise vermitteln:
Opferstein
am Eingang zur Quellwiese die
Quellwiese ... ...
mit Befestigungs-/Stützmauer
Fels mit
Zeichnungen im Quellgebiet Schalenstein
im Quellbereich Felsritzzeichnungen
/ auch ein Gesicht ist erkennbar
weitere
Felsritzzeichnungen urwaldartiger
Pflanzenwuchs Steinreihen
entlang der Wege zur Quellwiese.
Als weiteres Heiligtum der Ureinwohner gilt der höchste Punkt der Insel, der Roque de los Muchachos. Mit seinen menhirähnlichen Felsformationen in einer Höhe von 2426 m ü.N.N. drängt sich der Gedanke an einen Kultplatz geradezu in den Vordergrund. Hier wechseln an manchen Tagen Wind, Sonne, Wolken, Regen und Schnee so schnell wie an keinem anderen Ort der Erde. Man befindet sich teilweise in und im nächsten Augenblick dann wieder über den Wolken.
hier eine weitere Felsspitze in unmittelbarer Nähe
ein Blick hinunter in die Caldera de Taburiente direkt in den Wolken unterhalb des
Gipfels
JKS / 04.2004
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