Tumulus von
Evessen
Zwischen
Braunschweig und Schöppenstedt befindet sich auch der ca. 1150 Jahre alte Ort Evessen. Mitten im Ort und direkt an
der Straße befindet sich der Tumulus.
Knapp sechs Meter hoch und mit einem Durchmesser von 34 Metern ist es einer der eindrucksvollsten
Grabhügel Niedersachsens.
Der Sage
nach soll sich in ihm ein goldener Sarg
befinden. Seine Entstehung verdankt er einem Riesen, der sich die Erde von seinem Stiefel abkratzte und nach
Evessen warf. Auf dem Tumulus
befindet sich eine ca. 850 Jahre alte
Linde. Sie war von 1348 bis
1808 ein Gerichtsbaum, unter dem Streitigkeiten
zwischen den Dorfbewohnern
abgehandelt wurden.
Ursprünglich
waren es sogar drei Hügel, die
einige hundert Meter von einander entfernt lagen. 1745 entdeckte man bei der Öffnung eines der beiden nicht mehr
vorhandenen Grabhügel erwartungsgemäß große Steinsetzungen, aber nur eine Aschenurne. In der Urne soll sich auch
nur ein Backenzahn befunden
haben.
Spekuliert
man nun, dass auch diese beiden Hügel einst von einer Linde gekrönt wurden
erhält das ganze einen Hinweis auf Kulthandlungen in Verbindung mit
Zahnschmerzen.
Die Linde wird schon seit Urzeiten als Heilsbringer bei Zahnschmerzen angesehen. Mit dem
Spruch: „Nagel, ick klage dik, min tan de plaget mik, in mik vergeilt – in dik
bestreit, dat mik sin lewe nist wedder angeit“ schlage man nur einen Nagel in den Stamm und schon ist der Schmerz vergangen.
Die eingeschlagenen Nägel in der Linde auf dem Tumulus zeugen noch heute von
Wünschen auf Heilung. Jedenfalls gibt es in Evessen keinen Zahnarzt. Ob das
Ganze mit dem gefundenen Zahn in der Urne zu tun hat ist wie gesagt reine
Spekulation. Aber die Nägel sind da!
Im Zuge der Enträtselung des Hügels erkannte
schon 1745 Pastor Johann Friedrich Faicke, dass es sich auch bei diesem um ein
vorgeschichtliches Grab handeln muss. In diesem Zusammenhang ist ein Aufsatz im
Braunschweigischen Anzeiger vom
16. Januar 1745 aufschlussreich, wonach der Evesser Tumulus für ein Fürstengrab
gehalten wird, das aus der frühen Bronzezeit (1800 bis 1600 v. N.) oder sogar aus
der Jungsteinzeit (4000 bis 2000 v. N.) stammt. Möglicherweise ist er aber auch
wie andere Grabhügel über längere Zeiträume immer wieder als Grabstätte
aufgesucht worden, so dass seine heutige Gestalt das Ergebnis langandauernder
Prozesse ist.
GPS-Daten unmittelbar am Tumulus: N 52° 11.424` /
O 10° 42.400` -
bei einer Höhe von 166 Metern ü. NN.
JKS / 10.2007