Beide Kultplätze stehen in
unmittelbarem Zusammenhang und werden deshalb hier gemeinsam behandelt.
Der berühmte Felsgipfel mit der
Rosstrappe liegt 403 Meter oberhalb des linken Bodeufers.
Seit Urzeiten ranken sich um das Granitmassiv
zahlreiche Sagen; hier die bekannteste dieser Erzählungen:
Die Königstochter Brunhilde wurde vom
wilden Böhmenkönig Bodo verfolgt, der sie gegen ihren Willen heiraten wollte.
In ihrer Aangst wagte die Prinzessin den todesmutigen Sprung vom Hexentanzplatz
über die Felsenschlucht des Bodetals. Der Huf ihres Rosses prägte sich beim
Aufprall auf dem gegenüberliegenden Felsplateau tief in die Felsplatte. Bodos
Pferd versagte beim Sprung und stürzte mit dem Reiter in die Bode. Dort bewacht
er, in einen schwarzen Hund verwandelt, noch heute die Krone der Königstochter,
da sie diese bei dem Sprung verloren hatte.
Überliefert wurde auch, das
wahrscheinlich in frühgeschichtlicher Zeit eine Wallburg (die Winzenburg
genannt) dort oben stand und bei Bedarf Schutz für Mensch und Tier lieferte.
Außerdem gab es innerhalb dieser Anlage einen abgegrenzten Bereich heidnischer
Götterverehrung. Genau diesen Bereich betrachtet der Besucher heute als die
sagenhafte Rosstrappe.
Nach Kultplatzaspekten handelt es dabei
allerdings eher um einen schalenförmig ausgeformten Felsen und nicht wirklich
um den Abdruck eines Pferdehufes. Auch das Hineinwerfen von Geldstücken durch
heutige Besucher kann als Kulthandlung bezeichnet werden.
Die genau gegenüberliegende Felsenklippe
mit dem Hexentanzplatz hat eine Höhe von 451 Metern und überragt somit die
Rosstrappe um 48m. Auch der Hexentanzplatz war mit hoher Wahrscheinlichkeit ein
keltisch - / germanischer Kultort, der vor allem in der
Nacht zum 1. Mai (der Walpurgisnacht), für Rituale benötigt wurde. Aufgrund der
Nähe gab es für beide Kultstätten sicherlich eine gemeinsame Feier mit
wahrscheinlich unterschiedlichen Aufgaben. Heute findet man dort oben einen
Steinkreis aus Findlingen, der wahrscheinlich schon in der Frühzeit das Zentrum
der Kulthandlungen bildete. Noch in christlicher Zeit sollen die Sachsen nachts
zu ihrer alten Kultstätte gezogen sein,
um dort ihre heidnischen Bräuche weiter zu pflegen. Die Sachsen hätten die von
Karl dem Großen aufgestellten Wachen überlistet, indem
sie sich mit Reisigbesen und dreizackigen Heugabeln bewaffneten und sich
finster aussehend verkleideten. Zu Tode erschreckt, flohen die karolingischen,
christlichen Wächter und erzählten fortan vom bösen, schaurigen Treiben der
Hexen und Teufel auf dem Hexentanzplatz und
an der Rosstrappe.
Vom Hexentanzplatz aus führt der
Sachsenwallweg zur ehemaligen Homburg, deren Überreste sich unmittelbar hinter
dem dort oben befindlichen Bergtheater noch vorhanden sind. Die Homburg war
genau wie die Winzenburg eine Fluchtburg.
Vermutlich dienten alle hier genannten
Kultstätten noch lange Zeit nach der Einführung des Christentums als
Versammlungsorte, an denen heimlich die alten, heidnischen
Glaubensvorstellungen und Bräuche praktiziert wurden.
Sage zur Walpurgisnacht:
Der Sage nach reiten in der
Walpurgisnacht die Hexen auf Besen, Mistgabeln, Schweinen, Böcken oder Kälbern
zum Hexensabbat auf den Hexentanzplatz. Vor dem Luftritt streichen die Hexen
ihr Fluggerät und sich selbst mit der sogenannten "Hexensalbe" ein,
für die aus dem Mittelalter eine Rezeptur aus den Rauschgiften von
Nachtschatten, Tollkirschen, Schierling, Fliegenpilz und anderen
narkotisierenden Pflanzenstoffen überliefert ist. Auf dem Hexentanzplatz
angekommen wird zunächst der Schnee weggefegt. Anschließend begrüßt der Teufel
persönlich seine Hexen und Gäste, die ihm zur Begrüßung seinen Pferdefuß küssen
müssen. Opfer werden gebracht, unter anderem die zuletzt auf dem Hexentanzplatz
gelandete Hexe. Mit der schönsten Hexe hält der Teufel Hochzeit. Erst im
Morgengrauen reitet die wüste Gesellschaft heimwärts und der Hexenspuk ist
verschwunden.
Im April 1996 wurden auf dem
Hexentanzplatz einige Skulpturen aufgestellt. Auf zwei großen Steinen zeigen
sie den Teufel mit seinem Verbündeten, einem Mischwesen, das teils Schwein,
Nagetier und Drachen zu sein scheint. Zum Trio gehört noch eine unkeusche Hexe,
die auf Anweisung des Teufels den "Bannkreis des Bösen" mit einem
großen Stein schließt. An mehreren Durchlässen in der Findlingskette können
Besucher in den Steinkreis treten und ihn wieder verlassen.
JKS
/ 10.2005