Megalithen zwischen Bernburg und Köthen / Sachsen Anhalt
Wie überall in Sachsen Anhalt haben die Ahnen auch bei Köthen und Bernburg im Saalekreis ihre Spuren hinterlassen.
Die Megalithgräber im Saalekreis werden der sogenannten Bernburger
Kultur zugerechnet, die im Übergangsbereich der nördlichen
Trichterbecherkultur und der südlichen Megalithkultur
angesiedelt war.
Gang-Grab bei
Gerbitz
Gerbitz liegt ca. 8 km nordöstlich von Bernburg. Das gut erhaltene Großsteingrab „Bierberg“ (?) liegt unmittelbar östlich der Straße von Latdorf nach Gerbitz und ist dort nicht zu übersehen. Das Großsteingrab besteht aus Sandstein und einzelne Blöcke wirken dabei wie aus Beton gegossen. Leider gibt es hier keine Informations- oder Hinweistafel. Das Grab ist recht gut erhalten und beeindruckt durch seine kompakte Ausführung aus den monumentalen Sandsteinblöcken. Einige Tragsteine sind in die Kammer gerutscht. Gut zu sehen ist auch der Zugang zur Grabkammer am südlichen Ende der Anlage. Durch die gigantischen Ausmaße, kann man im Gang-Grab fast stehen.
Eher ungewöhnlich ist die Anordnung derartiger Anlagen unter Robinien, typischer wären Linden, Eichen oder Buchen. Aber die Umgebungslandschaft kann in alter Zeit eine ganz andere gewesen sein.
GPS-Daten
unmittelbar am Gang-Grab: N 51° 49.790` / O 11° 49.109` - bei einer Höhe von 86 Metern ü.
NN.
Ganz in der Nähe befinden sich zwei weitere Gräber dieses
Typs, die „Steinerne Hütte“ und der „Heringsberg“ bei Latdorf (südlich von
Gerbitz gelegen).
Dolmen oder Großsteingrab
„Teufelskeller“ von Drosa
Drosa liegt östlich von Bernburg und nordwestlich von Köthen. Aus Gerbitz kommend fährt man in Zuchau rechts Richtung Dornbock und Drosa weiter. Nördlich von Drosa, nahe bei einer Kleingartensiedlung am Diebziger Weg, befindet sich der wunderschöne Dolmen, der „Teufelskeller“ genannt wird. Er ist bereits ab der Ortsmitte von Drosa ausgeschildert und über eine Kopfsteinpflasterstraße gut zu finden. In der Nähe des Dolmens ist ein Rastplatz eingerichtet.
Sechs Tragsteine und ein gewaltiger Deckstein sind erhalten. Die Anlage erweckt den Eindruck eines einfachen Dolmens, es handelt sich jedoch ursprünglich um ein Gang-Grab.
Seinen Namen hat der „Teufelskeller“, der heute eher wie ein großer Teller aussieht, dem Volksmund im ausgehenden 17. Jahrhundert zu verdanken. Damals lag nur der westliche Teil der Grabkammer frei und man konnte in die riesige Grabkammer blicken, die eben die Ausmaße eines Kellers hat. Da der Rest des Dolmens noch mit Erde bedeckt war – also unterirdisch, assoziierten die Leute damals die Verbindung zum Teufel. Der „Teufelskeller“ hatte damals durch den noch vorhandenen Erdhügel in Nord-Süd-Richtung eine Länge von etwa 20 Meter.
Erst im Frühjahr 1904 wurde der Grabhügel vollständig abgetragen und der heute sichtbare Dolmen freigelegt. Die trapezförmige Grabkammer ist Westnordwest-Ostsüdost ausgerichtet und misst innen 9,20 m. Die Schmalseiten waren innen 2,30 m bzw. 1,25 m breit. Die Höhe betrug 1,50 m bis 2,00 m. Die Tragsteine waren von einer bis zu
1 m hohen Lehmschicht umgeben. Die Fugen zwischen den Tragsteinen füllten kleine Steine und Erde. An der südlichen Längsseite befand sich ein 3 m langer und 90 cm breiter Gang, durch den die Toten zur Beisetzung hineingetragen wurden. Ein Schwellstein trennte Gang und Grabkammer. Den Boden des Grabes bildete eine Kalksteinplattenschicht, auf der die Skelettreste in zwei Bestattungsschichten übereinander lagen. Zahlreiche Beigaben (Bernburger Kultur der Jungsteinzeit 2700 – 2300 v. N.) lagen in den Grabkammern. Darunter 35 mehr oder weniger gut erhaltene Gefäße, Feuersteinwerkzeuge, durchbohrte Tierzähne, ein Steinbeil, eine Knochennadel und ein Kupferblechröllchen. Die Funde befinden sich heute im Depot der Archäologischen Denkmalpflege der Landkreisverwaltung Köthen."
GPS-Daten
unmittelbar am Dolmen: N 51° 49.713` / O 11° 54.637` - bei einer Höhe von 60 Metern ü.
NN.
Dolmen / Großsteingrab in Wulfen
Wulfen liegt unmittelbar westlich von Drosa. Beide Orte sind eigentlich nur durch eine Eisenbahnlinie voneinander getrennt. Hier befindet sich ein weiteres, schönes Großsteingrab, das hier leider nicht ausgeschildert ist. In der Ortsmitte gegenüber der Kirche fährt man die Bergstraße hoch, dann folgt man sollte der Straße Hoher Berg. Schon nach 150 Metern bergauf, sieht man den Dolmen links der Straße liegen. Die Anlage ist gut gepflegt, allerdings weisen drei Tragsteine in der Kammer Schmierereien auf, die unsere Ahnen hoffentlich verzeihen.
Neben dem Grab steht eine Informationstafel mit folgendem Text:
"Der Ihnen hier vorliegende Rest eines Großsteingrabes
auf dem 'Hohen Berg' wurde anlässlich einer Kaninchenjagd 1784 entdeckt, der
Grabhügel an der Ostseite aufgegraben und der Giebelstein entfernt. Man fand
einige Urnen 'und noch andere Merkwürdigkeiten'. Um bequem hineinzugelangen
wurde der aus Sand und Lehm bestehende Grabinhalt ausgegraben und eine Tür an
der Ostseite angebracht, der Schlüssel dem Pfarrer Renthe in Wulfen übergeben.
Ausgrabung des Großsteingrabes, das von einem Erdhügel von 34 x 16 m
Durchmesser und einer maximalen Höhe von 4,5 m überdeckt war, erfolgte 1912
durch W. Götze, Köthen. Die etwa rechteckige Grabkammer ist fast west-östlich
ausgerichtet, innen 1,80 m breit und noch 5,10 m lang. Die Innenhöhe betrug vom
Boden, den eine Sandsteinplattenschicht bildete, bis zur Decke 1,70 m. An der
südlichen Seite befindet sich der fast 3 m lange, zwischen 0,70 m bis 0,95 m
breite Zugang zur Grabkammer. Ein großer Stein, über dem Schwellstein liegend,
verschloss diese Öffnung. Von den 18 Trag- und Decksteinen sind noch 11
vorhanden. Die Funde von 1784 sind verlorengegangen. Die Ausgrabung von 1912
erbrachte ein kleines Gefäß, einige Scherben und Feuersteingeräte
(Walternienburger Kultur und Bernburger Kultur der Jungsteinzeit 2700 – 2300 v.
Chr.) und in den oberen Schichten des Erdhügels das Skelett eines im späten
Mittelalter Hingerichteten. Die Funde befinden sich im Depot der
Archäologischen Denkmalpflege der Landkreisverwaltung Köthen."
Die Angabe auf der Tafel, dass von den 18 Trag- und Decksteinen noch 11
vorhanden sind, ist etwas merkwürdig, zumal nicht von Ergänzungen oder
Rekonstruktionen berichtet wird, sondern nur davon, dass ein Giebelstein
entfernt wurde. Zu sehen sind 11 Tragsteine und 5 Decksteine sowie ein vor dem
Zugang liegender Stein, was zusammen 17 Steine ergibt.
Schalen- und rinnenartige Vertiefungen auf einem der Decksteine lassen auch auf eine Verwendung von Kult- und Opferhandlungen schließen. Möglich wäre auch, dass dieser Stein mit anderen von woanders hierher gebracht wurde, um den auf der Tafel noch beschriebenen Verlust auszugleichen. Aber scheinbar ist darüber nichts dokumentiert.
GPS-Daten
unmittelbar am Dolmen: N 51° 49.167` / O 11°55.800` - bei einer Höhe von 72 Metern ü.
NN.
JKS / 10.2007