TEURNIA
- Kultplatz und Wohnstätte
Die
römische Stadt Teurnia, das heutige Dorf St. Peter im
Holz, liegt vier Kilometer westlich von Spittal an der Drau im österreichischen
Bundesland Kärnten. Vor den Römern siedelten hier bereits keltische Stämme, die
dann später mit den römischen Besatzungstruppen hier gemeinsam lebten. Erste
Besiedlungsspuren stammen aus dem 11. Jahrhundert vor Null.
Im Süden
des Siedlungshügels fließt die Drau. Somit überragt der Holzer Berg mit seinen
ca. 70 Meter recht deutlich die dortige, flache Flusslandschaft. Ideale
Bedingungen für einen Kultplatz. Hinzukommt, dass der Holzer Berg schon immer
am Schnittpunkt überregionaler Fernverbindungen zur Überquerung der Alpen lag.
Zur
Erinnerung an die alte Zeit findet man heute dort eine gut aufbereitete
Ausstellung mit den Funden aus Teurnia, freigelegte
Grundmauern einer keltischen / römischen Siedlung und die Grundmauern
frühchristlicher Kirchen. Die Reste der einen Kirche befinden sich in
unmittelbarer Nähe des Museums (nur ca. 200 Meter entfernt) auf dem Hügel; die
andere Kirchengrundmauer findet man am Fuße des Holzer
Berges.
Die
Grundmauern der Kirche auf dem Hügel gehören zu einer ehemaligen
Bischofskirche, die im 6. Jahrhundert n.N. zweimal
abgebrannt ist und dann nicht wieder aufgebaut wurde. Nur deshalb konnten
unterhalb der Grundmauern die Reste eines Tempels zur Verehrung der keltischen
/ römischen Naturgötter nachgewiesen werden. Um die Grundmauern vor weiterem
Verfall zu schützen, wurde 1998 eine hallenartige, aufwendig gebaute
Schutzkonstruktion aus Stahl und Glas errichtet.
Vermutlich
handelt es sich um ein Quellheiligtum zu
Ehren des keltischen Heilgottes Grannus, den die
Römer Apollo nannten (Apollo hatte auch die Beinamen „der Lichte“ oder „der
Reine“). Die zu einem Heilgott gehörende Quelle
konnte ebenfalls nachgewiesen werden; sie fließt heute neben der dortigen
Asphaltstraße und wird über einen Kanal in die Wasserversorgung eingeleitet.
Auf
einem dort freigelegten Marmorquader wird der Tempel
als
Heiligtum bezeichnet. Die Inschrift lautet:
Bei „NAVALEM“ (dt.=
Hafen od. Schiffswerft) dürfte es sich um die lateinische Bezeichnung, des
ursprünglich keltischen Begriffes handeln, da Grannus
dort im Zusammenhang mit Schiffen dargestellt wurde. Der beidseitig
beschriftete Marmorquader stammt anscheinend aus der Umfassungsmauer des
Quellheiligtums und war vermutlich so aufgestellt, dass die Inschrift sowohl von der Straße her, als auch vom
Inneren des Tempelhofes aus zu lesen war. Außerdem wird auf einem weiteren
Marmorrelief der thrakische Reiterheros - ein
weiterer Heilgott - dargestellt. Hier wurde das Maul
des dargestellten Pferdes durchbohrt, um vermutlich einen Wasserausfluss in ein
darunter befindliches Becken zu ermöglichen. Das Relief dürfte als Teil eines
Brunnens im Heiligtum verwendet worden sein.
Die Verschmelzung von keltischen und römischen
Gottheiten war nichts Ungewöhnliches. Die Römer waren von der tiefen
Religiosität der Kelten sehr beeindruckt und stellten deshalb die keltischen Götter oftmals den Eigenen gleich. Aus Teutates wurde Merkur, aus Cernunnos
Pluto, Grannus wurde dem Apollo gleich gestellt und Lenus dem Mars. Eigentlich nur ein ähnliches Phänomen wie
bei der späteren Christianisierung Europas.
Die Reste der so genannten Friedhofskirche findet man am Fuße des Holzer Berges.
Man fand dort ein vollständig erhalten gebliebenes Mosaik, auf
dem keltische
Motive abgebildet sind. Allerdings wird das Mosaik
heute
meist nur aus christlicher Sicht gedeutet. Dabei wird heute
außeracht
gelassen, dass gerade in frühchristlichen Bauwerken,
Motive
aus dem heidnischen Glauben der Urbevölkerung zu finden
sind (s.
auch Paganismen).
Außer
dem Original-Mosaik (Bilder weiter unten) am Fuße des Holzer
Berges, befindet sich heute in Teurnia noch eine als
Teppich
gewebte Nachbildung (Abbildung links).
Nachstehend eine Auflistung mit Erklärungen zu den einzelnen
Mosaik-Motiven:
Motiv |
Deutung
nach christlicher Auslegung |
Deutung
nach keltischer Auslegung |
Adler |
Wie
der Adler seine Jungen schützt, so schützt Gott seine Kinder |
Der
"König der Lüfte" verkörpert Kraft, steht für Weisheit und Würde. Er
galt bei den Kelten als Begleiter der Seele in die Totenwelt. |
Hirschkuh
säugt ein Junges |
Mutterliebe
als Gleichnis für die Liebe Gottes |
Statt
einer Hirschkuh könnte hier auch ein Pferd abgebildet sein. Das Pferd wurde
für seine Schnelligkeit, Schönheit und Potenz verehrt. Göttin Epona war die Schutzpatronin. |
Storch
frisst Schlange |
Christus
(Storch) ist Sieger über das Böse (Schlange). |
Die
Schlange repräsentiert den Kreislauf von Leben und Tod. |
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|
|
Inschrift: VRS
S V S CVMCON
I
S S A R SINA PRO
OTO SVI FECERNT
HEC |
ausgeschriebener Text:
URSUS VIR SPECTABILIS |
sinngemäße Übersetzung der Inschrift Ursus, ein wahrer Held |
Kelch
mit Taube und Schlangen |
Taube
= Christus / Kelch = Altar- und Taufsakrament / Schlangen = das Böse |
Kelch
und Kessel stehen für Wiedergeburt und Weisheit, für Geburt, Leben und tot. Ebenso die Schlange. Sie repräsentiert den Kreislauf
von Leben und Tod und symbolisiert aber auch die Fruchtbarkeit. Die Taube als
Botschafterin für Veränderungen. |
Hirsch |
Symbol
für den Menschen |
Der
Hirsch ist der Beschützer des Waldes und gilt als Symbol für Fruchtbarkeit.
Er steht für Anmut und Männlichkeit. Er wurde als Gottheit (CERNUNNUS)
verehrt. |
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ein
Rind |
Symbol
für die Apostel, Propheten und Glaubensverkünder. |
Die
Kuh / Das Rind galt als Symbol für die Göttin Brigidh
und stand für Stärke und Fruchtbarkeit. |
Baum
mit Vögeln in den Zweigen |
Das
Reich Gottes ist wie ein Senfkorn (der kleinste Samen), das in die Erde fällt
und der daraus wachsende Baum wird größer als alle anderen. |
Am
Baum sind deutlich Stacheln zu erkennen. Somit dürfte es sich wahrscheinlich um
den Weißdorn handeln, der den Kelten als heilig galt und bei BELTANE
(Walpurgisnacht / 1.Mai / keltisches
Fruchtbarkeitsfest) eine Rolle spielte. |
Ente
mit 4 Jungen |
Symbolisch
für den Ausspruch Jesu: "Wie eine Henne ihre Küken sammelt, so habe ich
euch (die Jünger) gesammelt." |
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zwei
laufende Hasen |
Der
Hase (Mensch), der bergan läuft entkommt den Hunden (dem Bösen). Jener, der
bergab läuft, verfällt ihnen. |
Der
Hase galt als Tier der Fruchtbarkeitsgöttin Ostarta
(auch Astarte). Er symbolisiert Wachstum und Fruchtbarkeit. |
Storch
frisst Eidechse |
Christus
(Storch) hebt den alten Menschen (Eidechse) aus der Finsternis zum Licht
empor |
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dreifarbiges
Schachbrettmuster |
Kampf
zwischen Gut und Böse (weiß und schwarz). Gott (rot) greift in diesen Kampf ein. |
Eigentlich
kein wirkliches Schachbrettmuster - vielleicht ein Symbol für Irrgärten und
Labyrinthe. Ein Irrgarten, der den Lauf des Lebens symbolisiert; mit vielen
Ein- und Ausgängen, Sackgassen und Hindernissen, die im Leben zu überwinden
sind. |
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allg.
Bemerkungen: |
Auffällig
ist das Menschen nach christl. Auslegung demnach
unterschiedlich (als Hasen, Eidechsen od. Hirsch) dargestellt werden.
Gleiches gilt auch für die symbolhafte Christus -
Darstellung (als Storch, Ente od. Taube). Immer wie es gerade passt. |
Fruchtbarkeit
und Wachstum waren die wichtigsten Voraussetzungen um ein Überleben zu
sichern. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass in vielen Pflanzen und
Tieren - als Verkörperung der Natur - Symbole für diese lebensnotwendigen
Bedingungen gesehen wurden. |
Weitere Bemerkungen: |
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Das
gesamte Mosaik ist in Farben
WEISS ROT und
SCHWARZ gehalten. Die keltischen Farbzu-ordnungen
für die große Muttergöttin Erde / Natur. Weiß für die starke und tapfere
jugendliche Göttin - Rot für die reife, lebensspendende Erdgöttin - Schwarz
für die erfahrene und weise Muttergöttin. |
weiter Symbole finden
sich in der Umrandung des Mosaiks |
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Bei
diesen Kreuz-Symbolen handelt es sich bekanntermaßen eindeutig um keltisch /
germanische (auch arische) Zeichen, die man auch im Bereich des
Hindu-Glaubens findet. |
Jeder kann jetzt für sich entscheiden, welche der Auslegungen
und Interpretierungen als vernünftig, realitätsnah und logisch
akzeptiert werden können oder als fanatisch verfälscht,
verworfen werden sollten.
Hier das Original-Mosaik, das als Teppich gewebt
wurde.
Von der so
genannten Friedhofskirche findet man am Fuße des Holzer Berges außer dem
inzwischen gut geschützten und überdachtem Mosaik, nur noch die stabilisierten
Grundmauern und einige Steinsarkophage, die man erhalten wollte und deshalb
nicht transportieren konnte.
Hier noch ein interessanter Fund, der
heute im Museum Teurnia ausgestellt wird:
Auch
wenn es fast wie ein Flaschenöffner (Kronkorkenheber) aussieht, handelt es sich
um ein
so genanntes Kelten-Kreuz. Ein typisches Kelten-Kreuz ist meist von einem
Kreis oder
Rad umgeben. Dies soll die Brücke zu anderen Welten symbolhaft darstellen.
Das
Kreuz galt aber auch als Darstellung der vier Himmelsrichtungen oder der
Jahreszeiten.
Die beiden Achsen stehen für die spirituelle Welt (vertikale Achse) und
für die
physische Welt (horizontale Achse). Somit war ein Kreuz als religiöses Symbol
schon
vor der Christianisierung bekannt.
Überhaupt
ist das Kreuz keine christliche Erfindung. Es wurde bereits in Form eines
Winkelkreuzes
(oft
auch als Hakenkreuz bezeichnet)
vor über 10.000 Jahren verwendet. Auch
das
Mosaik der Friedhofskirche in Teurnia (s. oben)
stellt dieses Kreuz in seinen zwei Formen dar. Links weisend als Zeichen für
den Mond und rechts weisend als Zeichen der Sonne.
Kreuze
stehen immer in alten und modernen Religionen als Zeichen für Leben, Tod und
Auferstehung.
Dies galt bereits bei den Kelten und
heute vor allem bei den Christen.
Weitere
Einzelheiten zu den Ausgrabungen und zum Museum in Teurnia
findet man hier :
http://www.uni-klu.ac.at/archeo/archeost/teurnia/61allg.htm
http://www.landesmuseum.ktn.gv.at/210227_DE-LMK-Museen-LMK-Museen.?aussenstelle=3
JKS / 07.2004 - 2014